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Fünf empfehlenswerte Bibelübersetzungen (Teil II)

(von Stefan Wittmann)

[Update: August 2008]


In Teil I unseres Artikels haben wir uns mit den zwei wesentlichen Kriterien beschäftigt, an Hand derer sich Bibelübersetzungen unterscheiden: Die (griechische) Textgrundlage für das Neue Testament und die verwendete Übersetzungsmethode. Dabei habe ich dargelegt, warum ich eine formal-gleiche Übersetzung, möglichst nach dem Textus Receptus oder dem Mehrheitstext, bevorzuge.

Nun möchte ich euch die fünf Bibelversionen vorstellen, die ich für empfehlenswert erachte.


Teil II: Bibelübersetzungen, die ich empfehlen kann


1. Neue Luther Bibel

Die „Neue Luther Bibel“ (NLB) ist die zweite `Stufe´ einer Überarbeitung der Lutherbibel von 1912. Der erste Abschnitt erfolgte mit der Veröffentlichung der „Lutherbibel 1912, neu überarbeitet 1998“ (LU98, siehe unten).

Im ersten Schritt (der LU98) wurde das Neue Testament vollständig dem Textus Receptus angepasst. Des weiteren wurde bei der LU98 gezielt eine Vielzahl der Schwächen und Ungenauigkeiten beseitigt, die die Übersetzung Luthers aufwies. So wurde die Übersetzung insgesamt deutlich wörtlicher. Man blieb jedoch weitgehend dem alten Lutherdeutsch treu, auch an Stellen, wo dies für heutige Leser schwer zu verstehen ist.

In der neuen Auflage (der NLB) wurde nun vor allem die Sprache überarbeitet. Veraltete Begriffe und Ausdrucksweisen hat man dem heutigem Sprachgebrauch angepasst. Dabei ging man erfreulicherweise sehr entschieden vor (wenn auch – wohl versehentlich – an vereinzelten Stellen veraltete Worte stehen blieben). Altertümliche Verbformen, Vokabular und auch Satzstellung wurden verbessert. Man hat sich sogar getraut, den Begriff „wandeln“ durch eine genauere heutige Übersetzung wiederzugeben, so dass Gal 5:16.25 jetzt lautet:
„Ich sage aber: Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierde des Fleisches nicht erfüllen.[...] Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch unser Leben im Geist führen.“
Auch das Wort selig wurde ersetzt, beispielsweise in Röm 1:16:
„Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die alle rettet, die daran glauben... “
Die wichtigen theologischen Begriffe wie Fleisch, Buße u.s.w. hat man selbstverständlich belassen, und auch das Flair einer Lutherübersetzung ist erhalten geblieben. Es ist immer noch eindeutig eine Lutherbibel.
Gelegentlich wurden noch bestehende Schwächen der Übersetzung verbessert, so dass sie nun sehr nahe an einer wörtlichen Übersetzung angekommen ist.1 Die NLB ist somit das herausragendste Beispiel für eine Standard formal-gleiche Übersetzung.

Zu dieser Übersetzung des Neuen Testaments kommt auch eine sprachliche Überarbeitung der Psalmen und Sprüche, die vermutlich ein erster Schritt für die Überarbeitung des ganzen Alten Testaments ist.

Die „Neue Luther Bibel“ hat es damit in meinen Augen ganz klar auf die Spitzenposition der Bibelübersetzungen geschafft. Drei Punkte sprechen für sie:

  • Die NLB folgt dem Textus Receptus.
  • Sie ist eine formal-gleiche Übersetzung. (Wenn mir auch eine echt wörtliche Übersetzung lieber wäre.)
  • Sie ist durch Anpassung der Sprache an den heutigen Sprachgebrauch gut lesbar.2

Wer eine gute Bibel sucht, sollte sich auf keinen Fall die Gelegenheit entgehen lassen, die NLB einmal auszuprobieren.2a


2. Revidierte Elberfelder Bibel (= Elberfelder Bibel 20063)

Die „Revidierte Elberfelder Bibel“ (ELB) ist eine wörtliche Bibelübersetzung, hinzugefügte Wörter werden normalerweise in spitze Klammern gesetzt. Sie verwendet außerdem heutiges Deutsch, sowohl im Vokabular als auch im Satzbau, wodurch sie gut lesbar und verstehbar ist (einfacher als beispielsweise die Lutherbibel 84). Theologische Begriffe wurden beibehalten.

Die Übersetzung selbst ist sehr zuverlässig und genau. Die Genauigkeit wird noch dadurch erhöht, dass zahlreiche Fußnoten angeführt werden, mit alternativen Übersetzungen und auch Anmerkungen zu Varianten (Lesarten) im überlieferten Text der Bibelhandschriften. Nur an sehr wenigen Stellen erscheint die Übersetzung verbesserungswürdig4.

Das größte Manko der ELB liegt in dem griechischen Text, der der Übersetzung des Neuen Testaments zugrunde gelegt wurde. Es ist dies der kritische Text von Nestle/Aland. Nun muss man der ELB zu Gute halten, dass sie dem Nestle/Aland nicht immer folgt, an schätzungsweise 20 – 30% der Unterschiede folgt sie dem Mehrheitstext oder gibt ihn zumindest in einer Fußnote wieder. Zudem sollte man berücksichtigen, dass eine sinngemäße Übersetzung des Mehrheitstextes wesentlich mehr den Bibeltext verfälscht als eine wörtliche Übersetzung des kritischen Textes.

Insgesamt gesehen ist die „Revidierte Elberfelder Bibel“ - nach der „Neuen Luther Bibel“ (NLB) - in meinen Augen die zweitbeste und eine äußerst zuverlässige Übersetzung (sie gewinnt durch ihre wörtlichere Übersetzung, verliert aber durch die schlechtere Textgrundlage).


3. Lutherbibel 1912, neu überarbeitet 1998

Die „Lutherbibel 1912, neu überarbeitet 1998“ (LU98) ist eine Übersetzung nach dem Textus Receptus. (Es wurde nur das Neue Testament überarbeitet.)

Wie der Name schon sagt, entstand die LU98 aus einer Überarbeitung der Lutherbibel von 1912. Diese folgte weitgehend dem Textus Receptus. In Rahmen der Überarbeitung wurde die Übersetzung nun ganz dem Textus Receptus angepasst, und zwar nach der Ausgabe der Trinitarian Bible Society.

Des weiteren wurde gezielt eine Vielzahl der Schwächen beseitigt, die die Übersetzung Luthers aufwies. So wurden u.a. die von Luther da und dort in den Text einfügten Worte entfernt, die dieser zur Verdeutlichung der Aussage und Stützung seiner Bibelauslegung in seine Übersetzung eingefügt hatte. Einige Beispiele dafür sind (hinzugefügte Wörter wurden kursiv gesetzt): Röm 3:28 „...daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ oder in Röm 9:11 „nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus der Gnade des Berufers“.

Außerdem wurde die Übersetzung wesentlich einer wörtlichen Übersetzung angepasst. Sie entspricht somit insgesamt dem, was ich eine Standard formal-gleiche Übersetzung nenne.

Zuletzt wurde auch das veraltete Vokabular behutsam dem heutigen Deutsch angepasst.

Da der Übersetzer eine Übersetzung vorlegen wollte, die sowohl dem heutigen Leser als auch den Anhängern der „kjv/Textus Receptus – only“–Bewegung5 zusagt, ist er bei seiner Überarbeitung nicht so radikal vorgegangen, wie er dies eigentlich wollte. So wurde vor allem bei bekannteren Bibelstellen des öfteren der alte Luthertext beibehalten, selbst wenn er etwas ungenau übersetzt war oder noch veraltete Wörter aufwies. Bei der zweiten Auflage wurden allerdings schon einige dieser Stellen verbessert. Es steht zu erwarten, dass diese Verbesserung weitergeht.6,7

Die „Lutherbibel 1912, neu überarbeitet 1998“ ist insgesamt eine sehr gute und zuverlässige Übersetzung - und sie folgt dem Textus Receptus. Die meisten Bibelleser werden dennoch die neuere Revision, die „Neue Luther Bibel“, bevorzugen. Wer jedoch das altertümliche Lutherdeutsch mag, findet hier eine sehr gute Übersetzung des Neuen Testaments8.


4. Schlachter Bibel 1951

Die „Schlachter Bibel“ von 1951 (SCH) - nicht zu verwechseln mit der „Schlachter Bibel Version 2000“9 - ist in gewissem Sinne eine Mischung aus der „Revidierten Elberfelder Bibel“ (ELB) und der „Lutherbibel 1912, neu überarbeitet“ (LU98).

Die SCH weist im Neuen Testament eine Mischung zwischen dem kritischen Text und dem Mehrheitstext auf. An ca. 40-50% der Unterschiede zwischen diesen beiden Texten folgt sie dem Letzteren. Es ist jedoch kein befriedigender Kompromiss, da nicht wenige wichtige Stellen des Mehrheitstextes ausgelassen wurden.

Vom Übersetzungstyp her gehört die SCH wie die LU98 zu den Standard formal-gleichen Übersetzungen. Sie gewinnt gegenüber der LU98 durch ihre teilweise konkordantere Übersetzung (z.B. bei Begriffen wie Hades/Totenreich), verliert jedoch durch einen etwas höheren Anteil an interpretativen Elementen (in meinem Bibelvergleichstest). Im Wesentlichen sind aber beide Übersetzungen gleich genau und zuverlässig. Im Alten Testament allerdings kann die SCH an einigen Stellen sogar die Übersetzung der ELB an Genauigkeit übertreffen.

Die SCH verwendet noch viel traditionelles Bibel-Deutsch (sie gleicht hierin der Lutherbibel 84). Sie gewinnt jedoch durch ihren flüssiger zu lesenden Satzbau gegenüber den beiden anderen Bibelübersetzungen.

Letztlich ist die „Schlachter Bibel 1951“ eine genaue und zuverlässige Bibel, gut als Ergänzung zur „Neuen Luther Bibel“ und ELB geeignet, aber auch für sich alleine genommen empfehlenswert.


5. Überarbeitete Elberfelder Bibel (Elberfelder Bibel 2003, CSV)

Die „Überarbeitete Elberfelder Bibel“ (üELB) ist wie die „Revidierte Elberfelder Bibel“ (ELB) aus einer Revision der „unrevidierten Elberfelder Bibel“ entstanden. Die üELB entstand, da einige Kreise mit der Revision der ELB unzufrieden waren (in Bezug auf den verwendeten griechischen Text, die Genauigkeit der Übersetzung und den theologischen Hintergrund10).

Die üELB folgt nahezu vollständig dem kritischen Text nach Nestle/Aland27. Trotz ihrer Bemerkung im Vorwort, dass sie nicht „in allen Punkten dem [...] Nestle/Aland27 folgen, wenn dieser vom Textus Receptus abweicht“, sind es kaum mehr als eine Handvoll Stellen, an denen dem Textus Receptus gefolgt wird. So wird z.B. das längere Ende des „Vater Unsers“ (Mt 6:13) nicht einmal mehr in einer Fußnote angegeben.

Von der Übersetzung her ist die üELB teilweise wörtlicher als die ELB. Das zeigt sich v.a. in der Beibehaltung der vom Deutschen abweichenden griechischen Zeitformen (wie dem historischen Präsens, z.B. Mk 8:33: „...und als er seine Jünger sah, tadelte er Petrus, und er sagt:...“) und auch an einigen weiteren Stellen.
Die ELB ist jedoch im Vergleich etwas konkordanter übersetzt, d.h. sie bemüht sich mehr darum, dasselbe griechische Wort immer - soweit möglich - mit demselben deutschen Wort wiederzugeben.
Insgesamt gesehen sind solche Unterschiede in dem Bibeltext der beiden Elberfelder Bibeln aber so gering, dass sie kaum auffallen.

Die üELB hat bei einigen Worten die Übersetzung der alten unrevidierten Fassung beibehalten, wie z.B. das Wort „Versammlung“ anstelle von „Gemeinde“ für das griechische Wort „ekklesia“. Daneben wurde eine Reihe von Begriffen und Fremdwörtern speziell gekennzeichnet und in einem Anhang näher erläutert, wobei auch Übersetzungsalternativen aufgezeigt werden, was sehr hilfreich ist. Dafür gibt es jedoch sehr viel weniger Fußnoten als in der ELB.

Die teilweise wörtlichere Übersetzung der üELB resultiert des öfteren in einem holprigen Satzbau, wodurch sie schwerer verständlich ist als die anderen aufgeführten Übersetzungen. Sie benutzt aber ebenso wie die ELB kaum veraltetes Vokabular, sondern heutiges Deutsch, unter Beibehaltung der theologischen Begriffe.

Die „überarbeitete Elberfelder Bibel“ ist neben der ELB die einzige wirklich wörtliche Bibelübersetzung in heutiges Deutsch. Die Unterschiede zur ELB sind jedoch gering. Ob die kleinen Präzisierungen in der Übersetzung die Nachteile wettmachen, die durch den teilweise recht holprig zu lesenden Text und die rigorose Verwendung des kritischen Textes entstehen, muss jeder Bibelleser für sich selbst entscheiden. Insgesamt gehört die üELB aber natürlich in den Kreis der empfehlenswerten Übersetzungen.



1In meinem Vergleichstest von 25 wichtigen Bibelversen liegt die „Neue Luther Bibel“ nun auf Platz zwei, hinter der Revidierten Elberfelder Bibel und vor der Elberfelder 1905 und der überarbeiteten Elberfelder Bibel (CSV), die sich den dritten Platz teilen. Die „Lutherbibel 1912, neu überarbeitet 1998“ liegt auf Platz vier, vor der Schlachter Bibel 1951.

2Die letzten zwei Punkte machen die NLB auch zu einem sehr attraktiven Konkurrenten für alle Liebhaber der (heutigen) Lutherbibel 84. Sie ist genauer in der Übersetzung, von verständlicherem Deutsch und doch typisch Luther.

2aZu beziehen z.B. über den SCM Shop (Hänssler Versand)

32006 wurde die ELB geringfügig überarbeitet und seitdem unter dem Titel „Elberfelder Bibel 2006“ vertrieben. Dabei wurden einige veraltete Worte ersetzt (z.B. „Heiland“ -> „Retter“ oder „geoffenbart“ -> „offenbart“). Die größte Veränderung besteht in einem guten lexikalischem Anhang und mehreren farbigen Zeittafeln und Karten im Anhang.

4Erstaunlich ist die Übersetzung in 1. Mose 2:4-5, besonders im Vergleich mit der unrevidierten Elberfelder Bibel: Hat hier eine bibelkritische Anschauung die Übersetzung beeinflusst?

5Eine extreme Bewegung, die jede englische Bibelversion außer der „King James Version“ (kjv) als verdorben ansieht; manche lehnen auch „nur“ jede Textgrundlage außer dem Textus Receptus als verdorben ab (also auch den Mehrheitstext). Wer bis hierher gelesen hat, sollte gemerkt haben, dass ich beide Positionen ablehne, selbst wenn ich den Textus Receptus und den Mehrheitstext bevorzuge und als den Originalhandschriften am Nächsten stehend betrachte.

6Wie es inzwischen mit der „Neuen Luther Bibel“ geschehen ist, siehe oben.

7Denn die „kjv/Textus Receptus – only“–Anhänger lehnen jede Änderung an der Lutherbibel 1912 ab, selbst bei klaren Fehlübersetzungen. Und es kommt eine neue Generation von Christen, die die Überlegenheit des Textus Receptus / Mehrheitstextes erkennen und sich eine gute Übersetzung ins heutige Deutsch wünschen.

8Es gibt die LU98 nur für das Neue Testament. Sie wird aber auch als Gesamtbibel mit dem Alten Testament angeboten. In diesen Fällen steht im Alten Testament die Lutherbibel von 1912. Diese Übersetzung kann jedoch wegen der teilweise freien Übersetzung und dem veralteten Deutsch nicht empfohlen werden. Für das Alte Testament empfiehlt sich die „Revidierte Elberfelder Bibel“ oder die „Schlachter Bibel 1951“.

9Die „Schlachter Bibel Version 2000“ (SCH2000) kann ich nicht uneingeschränkt empfehlen. Zwar folgt sie nun vollständig dem Textus Receptus, aber ihre Übersetzung ist längst nicht mehr so genau wie bei der „Schlachter Bibel 1951“ (SCH). Die SCH2000 gehört insgesamt zu den philologischen Übersetzungen. Die SCH2000 mag einige gute Dienste leisten als ZWEITbibel, wenn sie beispielsweise neben der „Neuen Luther Bibel“ als eine zweite Übersetzung nach dem „Textus Receptus“ gelesen wird (eine Alternative dafür wäre auch das „Neue Testament in deutscher Fassung“ von Jantzen). Den alleinigen Gebrauch der SCH2000 kann ich jedoch nicht empfehlen.

10Die üELB stammt genau so wie die „unrevidierte Elberfelder Bibel“ aus den Kreisen der Brüderbewegung.

© 2002,2004, 2008 by Stefan Wittmann ("Bibel und Ermutigung" - www.BIBELundERMUTIGUNG.de)
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